Insbesondere nach der letzten Bayerischen Landtagswahl werde ich häufig gefragt, warum ich mich in der FDP engagiere und für diese kandidiert habe. Oft werde ich auch gemaßregelt, dass ich für die Freien Demokraten kandidiere, da könne ich, obwohl ich schon der Richtige sei, gerade in unserem sehr ländlich geprägten Raum mit dieser Partei keinen Blumentopf gewinnen.
Diese Fragen und auch diese Vorwürfe haben mich jetzt dazu gebracht, Ihnen/Euch noch einmal klar und deutlich meine Beweggründe mitzuteilen, warum die FDP die einzige Partei ist, für die ich mich engagieren kann.
Wir leben in einer erstaunlichen Zeit. In einer Zeit, in der wir erkennen, dass sich die Gesellschaft immer mehr spaltet. Zum einen erkennen wir, dass die politisch radikalen Ränder die Meinungshoheit in der Öffentlichkeit nicht nur beanspruchen, sondern auch von der rechtsstaatlichen Mitte übernommen haben. Wir erkennen immer mehr, dass die Unzufriedenheit in unserer Gesellschaft lauter ist als die Freude und Anerkennung, dass wir seit 1945 in den alten und seit 1990 in den neuen Bundesländern in Frieden und Freiheit leben. Wenn wir uns die Geschichte unseres Landes ansehen, dann werden wir erkennen müssen, dass dies alles andere als selbstverständlich ist. Die Erhaltung dieses Friedens und vor allem dieser Freiheit ist aber auch mühsam und hängt von jedem Einzelnen unserer Gesellschaft ab.
Allerdings wird auch immer öfter beklagt, dass unsere Gesellschaft sich immer mehr individualisiert, es gebe keinen Zusammenhalt mehr und jeder würde nur noch auf seinen eigenen Vorteil achten. Wir hätten keine homogene Gesellschaft mehr.
Gleichzeitig aber wird beobachtet, dass der Einzelne eine besonder Erwartungshaltung an unseren Staat hat, ohne aber bereit zu sein, etwas für diesen zu tun.
Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere Gesellschaft schon immer aus unterschiedlichsten Individuen, aus Menschen, welche immer die Welt aus ihren eigenen Augen gesehen haben, immer subjektiv und meist den eigenen Vorteil suchend, bestanden hat.
Was heißt das aber für unsere Gesellschaft? Haben wir seit 1945 also in einer Utopie gelebt? War das demokratische Gesellschaftsmodell also immer schon zum Scheitern verurteilt?
Nein, ganz und gar nicht! Tatsächlich ist unser Gesellschaftsmodell mit unserer Rechtsstaatlichkeit und unserer Demokratie das Einzige, welches in unserer aufgeklärten Gesellschaft funktionieren kann. Eine Gesellschaft, dass jedes Individuum als solches akzeptiert und toleriert. Eine Gesellschaft, die jedem Individuum die Freiheit lässt, sein Leben so zu leben, wie er es für richtig hält, damit aber nicht die Freiheit eines anderen einschränkt. Die letzten Jahrzehnte haben wir aber versucht, diese Gesellschaft zu homogenisieren. Die Politik hat immer mehr versucht, die Lebenssituationen, die einzelnen Charaktere und die einzelnen Begabungen zu vereinheitlichen. Der Versuch, in einzelnen Bundesländern, das Abitur jedem zu ermöglichen, ist ein Beispiel dafür.
Nein, wir müssen umdenken. Nicht jeder ist zum Akademiker geboren, und das ist auch gut so. Es gibt eine Vielzahl von Menschen in unserem Land, deren Fähigkeiten im Handwerk zu Hause sind. Wenn wir heute so tun, als wäre das Heil einzig und allein im Abitur und im folgenden Studium zu finden, so zwingen wir Menschen in Lebensmodelle, die nicht die Richtigen für sie sind. Und so wird zwangsläufig eine Gesellschaft auseinanderfallen.
Die FDP ist die einzige Partei, die das Individuum ernst nimmt und die These vertritt, dass eine Gesellschaft nur dann funktioniert, wenn sich jeder in dieser Gesellschaft ernst genommen fühlen kann. Aber das verlangt von jedem Einzelnen auch Verantwortung. Für sich und die Gesellschaft an sich. Und das müssen wir wieder lernen.
Die Politik hat dafür zu sorgen, dass eben jeder Mensch, ob Arbeitsloser, Arbeiter, Angestellter, Selbstständiger oder auch Konzernlenker die Freiheit bekommt, zu handeln, wie er es für richtig hält und aber auch Verantwortung für sein Handeln übernehmen kann und muss. Wenn Autokonzerne auch mit Hilfe von Regierungen ihre Kunden und die Umwelt betrügen, müssen sie Verantwortung übernehmen. Wenn Handelsriesen und Internetkonzerne in Deutschland Milliardengewinne machen, müssen diese auch Verantwortung in Deutschland übernehmen, in Form von Steuern und Arbeitsplätzen.
Freiheit bedingt auch immer Verantwortung für sich und andere.
Was hat das aber mit dem ländlichen Raum zu tun? Sehr viel!
Wenn ich von Freiheit rede, meine ich eben auch Freiheit. Menschen sollen die Freiheit besitzen, dort leben zu können, wo sie wollen. Menschen müssen die Freiheit besitzen, selber entscheiden zu können, wo und wie sie ihr Leben bestreiten.
Wenn ich fordere, dass wir für gleiche Lebensbedingungen in Stadt und Land sorgen müssen, heißt das nicht, dass wir Stadtleben ins Dorfleben kopieren. Es heißt, dass wir Voraussetzungen schaffen, dass die Menschen nicht mehr gezwungen sind, den ländlichen Raum zu verlassen, weil sie auf dem Land keine Arbeit finden. Wir müssen also Unternehmen und Gewerbetreibenden die Möglichkeit bieten, ihre Unternehmungen auch im ländlichen Raum zu betreiben.
Im Moment, so scheint es, kümmert sich die Politik ausschließlich darum, die städtischen Probleme zu beheben, die entstehen, weil immer mehr in die Metropolregionen strömen müssen.
Wir sollten endlich anfangen, diesen Strömungen entgegen zu wirken und die Aufmerksamkeit den Regionen geben, die seit langer Zeit vernachlässigt werden.
Schon deshalb ist gerade auf dem Land eine starke liberale Stimme mehr als notwendig.
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